Montag, 8. September 2014

Aiman Mazyek hat Post

Aiman Mazyek, Vorsitzender des "Zentralrats der Muslime in Deutschland" (ZMD), hat einen schönen Text geschrieben. Über das brutale Terroristen-Heer vom IS (Islamischer Staat) in Syrien und Irak, dessen Treiben die Muslime verurteilen sollen, auch wenn es an sich nichts mit dem Islam zu tun hat. Denn "gleichzeitig wird uns täglich in den Medien vor Augen geführt, wie die ISIS im Namen des Islams schreckliche Verbrechen begeht. Die ohnehin zugenommene Islamfeindlichkeit hierzulande wird dadurch weiter angeheizt." So gesehen sind nicht nur die Muslime in der Pflicht, sondern auch "die Medien", die das ganze Elend berichten und so Islamophobie erzeugen. 
Daher hat der "Koordinationsrat der Muslime" (KRM) die laut Mazyek "folgenschwere" Entscheidung getroffen, eine konzertierte Aktion der Verbände unter dem Motto "Muslime stehen auf gegen Unrecht" bzw. "Muslime stehen auf gegen Hass und Gewalt" nach dem Freitagsgebet am 19.9. durchzuführen. "Ich will es so sagen und rede damit mitnichten der Reziprozität das Wort: Ich bin ein Jude, wenn eine Synagoge angegriffen wird, ein Christ, wenn in Irak diese vertrieben werden und ein Muslim, wenn Anschläge auf Moscheen hierzulande stattfinden. Uns wird allmählich klar, Empathie, Solidarität und Anteilnahme kann nicht plakativ oder argumentativ herbei lamentiert werden."
So weit, so gut. "Arsch huh, Zäng ussenander." Gegen die Botschaft ist an sich nichts einzuwenden, sieht man einmal von schiefen Vergleichen und eigenartigen Floskeln ab, die Mazyeks Texte typischerweise durchziehen. Allerdings kann es sich Mazyek am Schluß nicht verkneifen, aus den islamischen Überlieferungen (Hadith) zu zitieren, um die geplanten Aktionen sozusagen "theologisch" zu untermauern. Sein letzter Satz lautet: "Ferner sagt er [Mohammed]: „Ein Muslim ist derjenige, vor dem andere Menschen IN SICHERHEIT sind!“ 
Leider befindet sich unter dem "Zitat" keine Quelle, kein Link und kein Querverweis. Also bleibt nichts anderes übrig, als selbst einmal in den einschlägigen Sammlungen der Überlieferungen nachzusehen. Das kommt dabei heraus:
`Abdullah Ibn `Amr Ibnal `As, Allahs Wohlgefallen auf beiden, berichtete: Ein Mann fragte den Gesandten Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm: Wer ist der beste unter den Muslimen? Er erwiderte: Derjenige, vor dessen Zunge und Hand die Muslime sicher sind. [Sahih Muslim Nr. 57]
Abu Musa, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:Ich fragte den Gesandten Allahs: Wer lebt den Islam am besten? Er antwortete: Derjenige, vor dessen Zunge und Hand die Muslime sicher sind. [Sahih Muslim Nr.59]
Abdullah Bin Umar (r) gibt an, den Heiligen Propheten (s) gesagt haben zu hören: »Ein wahrer Muslim ist der, vor dessen Hände und Zunge die anderen Muslime sicher sind. Der wahre Auswanderer ist der, der das verlässt, was von Gott verboten ist.« BUKHARI
Der Unterschied zu Mazyeks Version dürfte klar sein. Die Sammlungen von Muslim und Bukhari werden im Allgemeinen als "gesund", also authentisch angesehen. Auch in den englischen und französischen Übersetzungen o.g. Verse ist davon die Rede, dass die "anderen Muslime" vor den Muslimen "in Sicherheit" seien. Sie stützen gerade die These, dass dem Islam laut seiner heiligen Überlieferungen keine goldene Regel eingeschrieben ist, d.h. "was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.", sondern in Ethikfragen doppelte Standards gelten, wobei die Trennlinie genau zwischen Muslimen und Nichtmuslimen verläuft. Oder zwischen Muslimen und anderen Muslimen, welchen erstere ihr Muslimsein aberkennen, was in Nahost derzeit pausenlos geschieht und meist im Blutbad endet. In dieses Bild passt auch, dass Christen und Jesiden im Irak laut Berichten von Überlebenden oftmals nicht erst von den heranrückenden IS-Kämpfern aus ihren Häusern vertrieben worden sind, sondern von ihren eigenen muslimischen Nachbarn.
Da zumindest mir kein einziger Vers aus den Hadith-Überlieferungen bekannt ist, der Aiman Mazyeks Version bestätigt, habe ich ihn am 6.9. per E-Mail um die Nennung seiner Quellen gebeten. Antwort steht aus. In die von ihm ausgemachte "Glaubwürdigkeitsfalle" tappt Aiman Mazyek zuerst selbst.

Link: "Muslime in der Glaubwürdigkeitsfalle"

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